ein Online — Netzwerkevent der Hochschulallianz für den Mittelstand am 20.09.2022 von 15–17 Uhr
Die Hochschulallianz für den Mittelstand (HAfM) fühlt sich nicht nur dem Transfer zwischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften und mittelständischen Unternehmen verpflichtet. Gemeinsam mit der Wirtschaft gestalten die Mitgliedshochschulen der HAfM auch anwendungsbezogene Entwicklungen und nachhaltige Innovationen. Zur Förderung der Zusammenarbeit laden die Mitgliedshochschulen der HAfM am 20.09.2022 zum Austausch zwischen Wissenschafter*innen und Unternehmensvertreter*innen ein. Ab 15 Uhr erwartet Interessierte zunächst ein Überblick über innovative Projektkooperationen rund um den Themenschwerpunkt “Nachhaltigkeit”. Anschließend besteht die Möglichkeit, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im Detail zu erkunden und mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen. Mit dem neuen Netzwerkevent möchte die HAfM neben der Berliner Transferkonferenz die wechselseitigen Austauschbeziehungen zwischen Mittelstand und Wissenschaft zur Förderung des Transfers fördern und zu direkten Kooperationen beitragen.
Projektvorstellungen der Mitgliedshochschulen rund um das Thema Nachhaltigkeit
(Fotos: Dr. Cornelia Driesen; © 2020 Hochschulallianz für den Mittelstand e.V.)
Programmüberblick
- 5 Uhr Eröffnung durch den HAfM Vorsitzenden Prof. Dr.-Ing. Peter Ritzenhoff
- 15.10 Uhr Speedpräsentation zur Vorstellung der Kooperationsprojekte von Mittelstand und Hochschulen für Angewandte Wissenschaft mit dem Themenschwerpunkt “Nachhaltigkeit”
- 15.50 Uhr Erklärung der Spatial Chat Räume zum intensiven Austausch und Dialog
- ab 16 Uhr Netzwerken in den Spatial Chat Räumen mit Vertreter*innen aus Hochschulen und Mittelstand eines jeden Projekts
Projekte im Überblick
Hochschule Mainz
Kalte Nahwärme im Ahrtal: So genannte „Kalte Nahwärmenetze“ stoßen als Alternative zu herkömmlichen Wärmeverbünden zunehmend auf Interesse. Insbesondere bei der Planung von Neubaugebieten bietet diese Vorgehensweise einige Vorteile: Der Einsatz fossiler Brennstoffe wird praktisch ausgeschlossen, jeder Bauherr kann dennoch entsprechend seinen spezifischen Bedürfnissen heizen, bei hohen Temperaturen im Sommer lässt sich das System zur Kühlung nutzen. Außerdem fällt der Investitionsaufwand für die erschließende Gemeinde im Vergleich zu einem „klassischen“ Nahwärmenetz deutlich geringer aus. Im Rahmen eines europäischen Forschungsprojektes, gemeinsam mit Hochschulen und anderen Fachleuten, sammelten die Experten der INNAX ENERGIE & UMWELT AG umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit Erdwärmeanlagen in unterschiedlichen Größen. Daraus entstand das Zukunfts- und Erfolgsmodell „Kaltes Nahwärmenetz“ – eine optimale Lösung für die ökologische Energieversorgung ganzer Areale“.
Hochschule Offenburg
CO2-Vermeidung und Ressourceschonung in der Bauindustrie: Der wichtigste künstliche Baustoff ist aktuell Beton. Doch moderner Beton birgt große Probleme ins sich, die in den vergangenen Jahren vermehrt Schlagzeilen machten: Die Herstellung von Beton benötigt große Mengen an Flusssand und Kies. Beides steht in Zukunft nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung. Beton hat ein extrem schlechte Ökobilanz. Die steigende Besteuerung von CO2 wird Zement und damit Beton künftig stark verteuern. Beton ist nur bis Temperaturen von circa 500 Grad Celsius stabil. Vor diesem Hintergrund ergibt sich fast zwangsläufig die Notwendigkeit, sich mit neuen, CO2-reduzierten Bindemitteln auseinanderzusetzen. Die Mitarbeitenden am Institut NaSiO haben einen neuartigen Binder entwickelt, der sich mit Sand wie herkömmlicher Beton mischen und verarbeiten lässt.
Hochschule Hamm-Lippstadt
WHy@Volta: Das Projekt zielt auf die Biogaserzeugung aus Wasserhyazinthen zur nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung ländlicher Gebiete entlang des Flusses Volta in Ghana ab. Damit soll einerseits die Invasion von Wasserhyazinthen auf den Gewässern bekämpft werden, die zu schweren ökologischen und wirtschaftlichen Schäden führt, andererseits sollen Siedlungen am Volta, die bisher nicht an das Stromnetz angeschlossen sind, mit Energie versorgt und die Lebensbedingungen ihrer Einwohner nachhaltig verbessert werden. In diesem Verbundprojekt werden die Koforidua Technical University (KTU) und die Hochschule Hamm-Lippstadt (HSHL) die Wasserhyazinthen-Biomasse in betroffenen Wasseroberflächen in der Voltaregion lokalisieren und quantifizieren, die Wasserhyazinthen-Biomasse und das Biogas- und Methanpotential von Wasserhyazinthen-Biomasse auf lokaler Ebene ermitteln und mit dem Energiebedarf von Siedlungen am Volta abgleichen sowie angepasste Bioreaktoren entwerfen.
Hochschule Magdeburg-Stendal
Ersatzbaustoffe in Grüner Infrastruktur: Der Titel fasst die Ergebnisse der Projekte Recycle-KBE und Recycle-Bionet zusammen. In beiden Fällen geht es um die Schließung von Stoffkreisläufen in bautechnischen Elementen der Grünen Infrastruktur zur Klimaanpassung, und zwar begrünte Wallkonstruktionen und Dachbegrünungen. Es werden für Praxisversuche Ersatzbaustoffe wie Betonrecycling, Schlacken, Glasschaumschotter, Ziegelbruch und Porenbetonbruch benutzt.
Technische Hochschule Mittelhessen
CARBON-ASH — Beschleunigte Carbonatisierung von Rostaschen aus der Müllverbrennung zur kostenoptimierten Entsorgung. Die Sicherung der Energieversorgung und der Schutz der Lebensgrundlagen stellen angesichts von Klimawandel und Ressourcenverknappung weltweit zentrale Herausforderungen für eine nachhaltige Entwicklung dar. Der Nachhaltigkeitsgedanke prägt daher im Kompetenzzentrum ZEuUS die Forschungsarbeiten von der städtebaulichen Quartiersentwicklung, über die Ver- und Entsorgung mit Wasser und Energie bis zum Einsatz von Wassertechnologie.
Hochschule Niederrhein
Nachhaltige Textil- und Bekleidungstechnik. In den Projekten werden Konzepte zur nachhaltigen Verarbeitung von Textilien erarbeitet. Hierzu zählt die Entwicklung wassersparender Veredlungsprozesse durch UV-Polymerisation, Plasmafunktionalisierung oder der Einsatz von Farbstoffen mit hoher Baderschöpfung für die Baumwollveredlung. Außerdem werden z. B. in der Strickerei Produkte entwickelt, die hohe Funktionalität aufweisen und während der Verarbeitung und im Gebrauch die Umwelt nicht mit biologisch schwer abbaubaren Polymeren oder gar Partikeln belasten. In diesem Zusammenhang wird auch die Verarbeitung von synthetischen, biologisch abbaubaren Faserstoffen untersucht und optimiert.
Hochschule Bremerhaven
Dem Bundesumweltamt zufolge produziert jeder Mensch in Deutschland durchschnittlich 227,5 Kilogramm Verpackungsmüll im Jahr. Tendenz steigend. Besonders die Plastikverpackungen stellen dabei ein großes Problem für die Umwelt dar. Als Mikroplastik landen sie in den Meeren und so auch in der Nahrungskette. Die Lösung für das Problem könnte eine nachhaltige und biologische Alternative zu den bisherigen Verpackungen sein. Im Rahmen des Projekts Mak-Pak Scale-up erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Hochschule Bremerhaven die Einsatzmöglichkeiten von Makroalgen als Verpackungsmaterial. Gemeinsam mit der Nordsee GmbH, der Pulp Tec GmbH & Co. KG sowie der Hengstenberg GmbH & Co. KG wird an einer industrietauglichen Verfahrensoptimierung gearbeitet, die schon bald die Massenproduktion dieser umweltfreundlichen Verpackungslösung ermöglichen soll. Die Makroalgenkultivierung übernimmt das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung zusammen mit der RO-V-AL GbR. Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
Technische Hochschule Lübeck
Der Gebäudesektor gehört zu den größten Verursachern von Treibhausgasen. Durch einen optimierten Betrieb könnten bis zu 30% der Emissionen bei bestehenden Gebäuden eingespart werden. Allerdings benötigt man umfassende Betriebs- und Nutzungsdaten der Gebäude sowie Planungsunterlagen. Um diese Daten zu erfassen und aufzubereiten, macht Malte Myrau die eigne Hochschule zum Versuchslabor: Mit moderner Messtechnik – zum Beispiel Raumluft‑, Fensterfunk‑, Heizungs- und Lichtsensoren, Wärmemengen- und smarte Wasserzähler sowie Sensoren zur Erfassung der Gebäudenutzung soll eine gute Datenbasis geschaffen werden. Die Messdaten fließen in digitale Modelle der Gebäude ein und werden auf einer Plattform verfügbar gemacht. Daraus lassen sich zahlreiche Optimierungsansätze für einen nachhaltigen Gebäudebetrieb ableiten. Für mittelständische Betriebe ergeben sich so Einsparungspotentiale in personeller und monetärer Hinsicht.
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Forschung entwickelt die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H‑BRS) am Internationalen Zentrum für nachhaltige Entwicklung (IZNE) eine energieeffiziente und qualitätsgesicherte Prozesskette zur Fertigung hybrider Leichtbaustrukturen für den Mobilitätssektor. Das Projekt „Next Level Lightweight Production“, kurz NeLiPro, wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Mit Blick auf die beschlossenen Klimaschutzziele sind Zulieferer auch im Mobilitätssektor angehalten, zukünftig spezifische Umweltdaten ihrer Produkte zu erfassen und klimafreundlich zu wirtschaften. Im Projekt NeLiPro wird nun ein Baukastensystem für hybride Faserverbund-Leichtbaukomponenten für Nutzfahrzeuge weiterentwickelt und auf den Schienenfahrzeugbereich angepasst. Die Leichtbaukomponenten ermöglichen neben eine deutliche Gewichtsreduzierung gegenüber den Referenzstrukturen eine neue Fertigungstechnologie, die einen wesentlich geringeren Energieeintrag erfordert. Dadurch wird sowohl bei der Herstellung als auch in der Nutzungsphase ein erhebliches Maß an CO2 eingespart. Das BMWi fördert NeLiPro mit den Partnern ZF Friedrichshafen AG (Verbundführer), Siemens AG, Rohmann GmbH und Schunk Kohlenstofftechnik GmbH sowie dem Faserinstitut Bremen e.V., Fraunhofer IFAM und H‑BRS. Die H‑BRS übernimmt im Verbundvorhaben im Part „Nachhaltigkeit“ die ökobilanzielle Bewertung der neuen Prozesskette und identifiziert bereits in der Entwicklungsphase der Produkte den Ressourcenverbrauch und potenzielle Umweltwirkungen.
Weitere Informationen zu den Transferkonferenzen
Die 4. Fachkonferenz der Hochschulallianz für den Mittelstand ist Nachfolgerin vergangener Tagungen. Der Fokus vorheriger Konferenzen bezog sich auf die Partnerschaft von Hochschulen und Wirtschaft als Wissens- und Praxistransfer und ihre Herausforderungen durch die Digitalisierung. Auch wurde eine Deutsche Transfergemeinschaft zum Schließen von Innovationslücken diskutiert.
Die 1. Transferkonferenz 2016 sagte aus, dass Deutschland sich nur als hochangesehene Bildungs- und Wirtschaftskraft entwickeln kann, wenn HAW und KMU zusammenarbeiten. Durch Transferprojekte dieser Akteur*innen können Innovationen erforscht und umgesetzt werden. Der Zweig angewandte Forschung könnte zusammen mit und an kompetenten Nachwuchstalenten wachsen. Regionale Unternehmen könnten das Fortbestehen ihrer Betriebe und deren Weiterentwicklung sichern. Eine Win-Win Situation.
Als 2. Transferkonferenz 2018 wurde sich mit dem voranschreitenden technischen Fortschritt befasst. Digitalisierung und Technisierung bilden bundesweit Hürden, denn es fehlt an einem einwandfreiem Zugang zur Infrastruktur. Der Mittelstand hat ein geringes Forschungsbudget, demnach fällt es schwer mit den neuen Digitalisierungsmöglichkeiten mitzuhalten. Hier können Hochschulen für angewandte Wissenschaften den Grundstein für regionale Innovationen in Kooperation mit kleinen und mittelständischen Unternehmen legen.
Die 3. Transferkonferenz 2019 verlangte im Wesentlichen die Etablierung einer Deutschen Transfergemeinschaft (DTG). Eine DTG sei notwendig, um fächerübergreifende Innovationen an Hochschulen strukturiert fördern und finanziell unterstützen zu können. Entrepreneurship solle mehr in die Studiengänge integriert werden, sowie Vernetzungen in die Berufswelt gleichermaßen ermöglichen. Zur Gestaltung einheitlicher und nutzvoller Innovationsprozesse könnte eine Deutsche Transfergemeinschaft beitragen.
Auf unserer Veranstaltungsseite können Sie Ort und Zeitpunkt der nächsten Berliner Transferkonferenz von der Hochschulallianz für den Mittelstand finden.