Ergebnisse der 4. Berliner Transferkonferenz der Hochschulallianz für den Mittelstand am 29. Januar 2020
Berlin, 31. Januar. Im Innovationsprozess der deutschen Wirtschaft ändert sich die Rolle der Hochschulen drastisch. Ihnen kommt verstärkt die Rolle eines Moderators und Treibers zu. Dies können sie besser als andere Organisationen leisten, weil sie von sich aus interdisziplinär und innovationsorientiert arbeiten und als objektive und ehrliche Makler ohne eigene Geschäftsinteressen agieren können. Dies sind wesentliche Erkenntnisse der vierten Berliner Transferkonferenz der Hochschulallianz für den Mittelstand, die am 29. Januar in der Brandenburger Landesvertretung stattfand. Experten und Entscheider aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft waren zusammengekommen, um darüber zu diskutieren, wie Hochschulen strukturschwachen Regionen helfen können. Unter ihnen der Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung Professor Wolf-Dieter Lukas sowie die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg Dr. Manja Schüle.
Wesentlich ging es dabei um die Frage, wie sich Hochschulen stärken lassen, um ihre Potenziale für die Regionen besser zu nutzen. Dazu müssten Fördersysteme verbessert und die neue Mission der Hochschulen gesellschaftlich anerkannt werden. Gelinge dies, könnten die Hochschulen ihre Rolle als „ehrliche Makler“ im Innovationsprozess forcieren, wozu sie durch ihre interdisziplinäre und nicht gewinnorientierte Ausrichtung prädestiniert seien, sagte die Bildungsberaterin Dr. Sybille Reichert. Aus Dortmund kamen anregende Beispiele: So erwirtschaftet das TechnologieZentrumDortmund, 1980 als Maßnahme gegen den Strukturwandel gegründet, heute einen Jahresumsatz von 920 Millionen Euro. Ein Erfolgsmodell bei dem die Dortmunder Hochschulen eine wesentliche Rolle spielen, berichtete Guido Baranowski. Auch das Thema Neugründungen von Hochschulen wurde diskutiert. Professor Klaus Zeppenfeld, Gründer und Präsident der 2008 gegründeten Hochschule Hamm-Lippstadt, berichtete vom positiven ökonomischen Impact einer Hochschule in einer strukturschwachen Region. Andererseits sind zwischen 1990 und 2016 die Zahl der Hochschulstandorte bereits um 167 Prozent gestiegen – eine Zahl, die Dr. Klaus-Heiner Röhl, Senior Economist für Unternehmen am Institut der deutschen Wirtschaft Köln, in die Debatte warf. Bestehende Hochschulen wie die TH Brandenburg oder die Hochschule Magdeburg sind dazu übergegangen, Präsenzstandorte in weiteren Städten der Region zu gründen, um auf diese Weise ein regionales Netzwerk zu etablieren.
Hauptforderung der Hochschulallianz für den Mittelstand ist seit Jahren die Einrichtung einer Deutschen Transfergemeinschaft (DTG). Während Ministerin Manja Schüle (SPD) oder Dr. Thomas Sattelberger (FDP) sich offen für diesen Vorschlag aussprachen, ließ Dr. Stefan Kaufmann (CDU) eine „gewisse Grundsympathie“ erkennen. Bundesministerin Anja Karliczek (CDU) hatte sich vor Monaten gegen eine solche Gründung ausgesprochen.
Klar ist: Die Möglichkeiten der Hochschulen, insbesondere Regionen mit Entwicklungsrückstand zu stärken, müssen ausgebaut werden. Eine DTG könnte dafür sorgen, dass Hochschulen für Angewandte Wissenschaften im Bereich Transfer stärker gefördert werden. Und zwar auf ähnliche Weise wie Universitäten durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). „Wir werden ein Förderprogramm aufsetzen, in dem der Transfer eine wesentliche Bedeutung hat“, kündigte Staatssekretär Lukas an.
Hochschulallianz-Vorsitzender Hans-Hennig von Grünberg regte an, den Hochschulen mehr Spielraum bei der Regelung der Lehrdeputate zu geben. „Wir müssen unsere forschungsaffinen Lehrenden in die Lage versetzen, mehr Anträge zu schreiben, mehr Zeit für Forschung zu haben und mehr Zeit, sich mit den Problemen der Unternehmen in ihrer Region auseinanderzusetzen.“ Die derzeitige Regelung erlaube den Hochschulen nur eine geringe Ermäßigung der Lehrverpflichtung, die bei 18 Semesterwochenstunden liegt.
Bestehende Hochschulen stärken, Kooperationen auf mehreren Ebenen anbahnen, Strategien für Wissenstransfer und regionalökonomische Maßnahmen koordinieren: Das sind die wesentlichen Erkenntnisse der vierten Berliner Transferkonferenz. Die Diskussion über die Zukunft des Transfers von Wissen und Technologien ist noch nicht beendet.
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Die Hochschulallianz für den Mittelstand ist ein bundesweiter Verbund anwendungsorientierter Hochschulen. Die Mitgliedshochschulen fühlen sich den kleinen und mittelständischen Unternehmen ihrer Region als Rückgrat der deutschen Wirtschaft verpflichtet. Sie verfügen über langjährige gewachsene Forschungskooperationen mit regionalen Unternehmen und bilden durch ein arbeitsmarktbezogenes und anwendungsnahes wissenschaftliches Studium deren künftige Fach- und Führungskräfte aus. Die Hochschulen sind Impulsgeber für das Innovationsgeschehen im Mittelstand und tragen so zur Sicherung von Fortschritt und Wohlstand bei. An den aktuell zwölf Mitgliedshochschulen der Allianz studieren mehr als 100.000 Studierende in ca. 520 Studiengängen.